Kick-Off der Kulturinitiative für das Märkische Viertel
„Eine kleine, aber motivierte Gruppe kann viel bewegen“, sagte Helene Böhm, Leitung Sozial- und Quartiersmanagement bei der GESOBAU, beim Kick-off der Kulturinitiative Märkisches Viertel am 21. November 2024. Seit 2022 beschäftigt sich die GESOBAU gemeinsam mit der Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ mit der Frage, wie im Märkischen Viertel, einer Großwohnsiedlung im Berliner Norden, eine kulturelle Wohnquartiersentwicklung befördert und in eine Struktur gegossen werden kann. Im Ergebnis wurde nun die Kulturinitiative ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder sind unterschiedliche Akteur:innen aus dem Märkischen Viertel, etwa von der GESOBAU, des FACE Familienzentrums, des Ribbeck-Hauses und vom BENN-Team. Auch der Kiezreporter und der mit ihm kooperierende Fotograf zählen dazu, ebenso wie ein Kulturschaffender, der auch im Mieterbeirat der GESOBAU tätig ist, sowie ein bekannter Musiker.
Hintergrund: Lebendigkeit und Zusammenhalt stärken
Insbesondere aus der demographischen Entwicklung der letzten Jahre ergeben sich Herausforderungen für das Märkische Viertel. Langjährige Bewohnende, die stark mit dem Viertel verbunden sind, treffen auf Zuziehende, die sich noch im Ankommensprozess befinden. Gleichzeitig steigt der Anteil an Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und von Personen, die auf verschiedene Weise benachteiligt sind, sei es finanziell oder durch unzureichende Bildungschancen. Die Belegungsquoten der Kooperationsvereinbarung zwischen den städtischen Wohnungsbaugesellschaften und Berliner Senat verstärken diesen Prozess. Im Quartier werden Aktivitäten oft von sozialen Trägern in klassischen Formaten organisiert. Die Hauptzielgruppe sind Kinder, Jugendliche oder Senior:innen, während innovative, überraschende Angebote für Erwachsene fehlen. Es gibt keine Erdgeschosszonen und Wohn- und Arbeitsbereiche sind stark voneinander getrennt, sodass das das Viertel überwiegend als wenig lebendiges Wohngebiet wirkt.
Kulturinitiative für das Märkische Viertel
„Wir wollen davon weg, die Animateurin für das Quartier zu sein“, erklärte Helene Böhm. Ziel sei es, dass Menschen oder Initiativen aus dem Quartier bei der Kulturinitiative künftig Ideen einbringen, und durch die Kulturinitiative unterstützt werden können. Denn nach kulturellen Veranstaltungen, die nicht direkt aus dem Quartier kommen, bleibt oft nur wenig von den Effekten erhalten. Die GESOBAU möchte sich gerne als Mitveranstalterin einbringen, jedoch nicht mehr die Hauptverantwortung übernehmen. Ziel ist es, kulturelle Aktivitäten für Erwachsene im Quartier zu schaffen. Die Kulturinitiative soll somit als Plattform für die Entwicklung, Beförderung, Vernetzung und Verbreitung künstlerischer und kultureller Initiativen und Aktionen wirken. „Die Bewohner:innen sollen die Möglichkeit haben, sich zu zeigen. Dafür gibt es im Märkischen Viertel bisher keine Chance“, ergänzte Felix Bergemann, Leiter des FACE Familienzentrums. Für die Organisation soll eine Stelle für eine geringfügig beschäftigte Person geschaffen werden, die für die Koordination und das Zusammenführen der Fäden der geplanten Aktivitäten verantwortlich ist. Sie wäre auch Ansprechperson für Menschen, die Aktivitäten im Quartier organisieren wollen.
Ideen für Aktivitäten: Kreative Leinwand und Open-Air-Ausstellung
Beim Kick-off-Treffen wurden Ideen für erste niedrigschwellige Aktion im Quartier entwickelt. Der Bauzaun rund um die große Baustelle hinter dem Märkischen Zentrum steht schon lange und umgibt eine trostlose Baulücke – warum ihn nicht in eine kreative Leinwand verwandeln? Mit Kunst oder Fotos könnte die triste Fläche nicht nur verdeckt, sondern auch belebt werden. Eine kleine Aktion mit großer Wirkung: Die Kulturinitiative würde sofort ins Blickfeld rücken und das Quartier gleichzeitig ein Stück bunter machen. Auch der Kiezreporter Lux plant ein spannendes Projekt: Er sammelt restaurierte Fotos aus dem Märkischen Viertel und möchte eine Ausstellung organisieren, bei der diese Bilder direkt an den heutigen Orten auf Plakaten präsentiert werden. Solche Projekte können die Identifikation der Bewohner:innen mit ihrem Quartier stärken und die Geschichte des Viertels lebendig machen. Es wurde auch vorgeschlagen, Kunstwerke von Bewohner:innen, einschließlich Hobby-Kunst, auszustellen. Der Kiez-Reporter Lux hat schon einige Werke gesammelt, und vor einiger Zeit wurden Kunstwerke in leeren Schaufenstern am Wilhelmsruher Damm ausgestellt. Diese könnten nun in einer Sammlung präsentiert werden.
Räume im Quartier und Sichtbarkeit von Kultur
Neben den Projekten sind auch Räume für die Bewohnenden des Quartiers wichtig, in denen Kunst entstehen kann. „Es braucht Orte, an denen man weiß: Hier kann ich Künstler sein“, betonte Mariusch, Kulturschaffender und Mitglied des Mieterbeirats der GESOBAU. Das könne eine Dynamik entfalten und mehr Menschen motivieren. Zudem sind viele Bewohner:innen des Quartiers mit der Idee eines Ateliers oder Kunstraums wenig vertraut. Dabei gibt es im Quartier einige Räume mit Potenzial. Damit diese besser wahrgenommen und genutzt werden, ist ein Raum-Mapping geplant: Eine Übersicht aller verfügbaren Orte soll entstehen, inklusive der jeweiligen Nutzungsbedingungen. So können interessierte Kreative schnell erkennen, wo und wie sie im Märkischen Viertel aktiv werden können. Aber auch allgemein ist es wichtig, dass die Kulturinitiative hervorhebt, was bereits im Quartier an Kultur vorhanden ist. So können diese Dinge mehr Sichtbarkeit erlangen. Ebenso ist es wichtig, dass die Kulturinitiative den Zugang zu den vielfältigen kulturellen Communities im Märkischen Viertel ausbaut, da die Bandbreite von unterschiedlichen Kulturen im Quartier sehr groß ist.
Nächste Schritte: Ideen sammeln und Akteur:innen ansprechen
Das Ziel für die nächsten Schritte ist klar: Weitere Ideen für Themen und Aktivitäten sammeln, oder diese konkretisieren und allen Teilnehmenden die Möglichkeit geben, sich in unterschiedlichen Rollen an der Organisation kultureller Veranstaltungen zu beteiligen. „Alle, die hier sind, sind Leute, die schon lange im Quartier wirklich etwas reißen“, betonte Helene Böhm. So könnten sich die Akteur:innen mit ihren verschiedenen Ressourcen einbringen. Im Fokus steht auch, gezielt neue Akteur:innen anzusprechen, die an der Initiative oder an den geplanten Themen interessiert sind. Für das Jahr 2025 ist vorgesehen, zwei kulturelle Projekte umzusetzen. Das nächste Treffen der Kulturinitiative für das Märkische Viertel wird im Januar 2025 stattfinden. Dann sollen auch Ideen für einen Namen der Initiative gesammelt werden.