In den „BIDs 2.0“ ziehen alle bei der Innenstadtstrategie an einem Strang

Daniel Förste (ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.)

Unsere Innenstädte sind nicht nur Seismografen für den gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel, sondern auch für die Veränderungen in der Immobilienwirtschaft. Waren Leerstand und Zwischennutzungen auch vor der Corona-Krise zu beobachten, hat die Pandemie diese Prozesse enorm beschleunigt und verstärkt. Völlig klar ist uns daher, dass Mixed-Use-Immobilien und vielfältige Nutzungen zum Beispiel aus Handel, Wohnen, Büro, Handwerk und Kultur Bestandteile für eine moderne Stadtentwicklung sind und die vorherige Fokussierung auf den Einzelhandel ablösen. Dafür bedarf es neuer Allianzen, kreativer Ansätze und einer entsprechenden politische Unterstützung.

Um die genannten Ansprüche zusammenzuführen, braucht es vor allem einen Kümmerer, der sich der urbanen Transformation in den Zentren annimmt. Die besondere Herausforderung für ihn ist, dass er die Sicht mehrerer Welten vereinen muss. Er muss gleichzeitig sozialräumlich denken, muss die Kreativen einbeziehen und muss ein wirtschaftliches Know-How mitbringen.

Dabei müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Es gibt bereits einerseits gute und bekannte Ansätze im Umfeld des Quartiersmanagements. Allerdings ist es nicht Aufgabe der Manager, immobilienwirtschaftlich tätig zu werden. Weniger bekannt ist bisher das Instrument der Business Improvement Districts (BIDs). Es kommt nun auf das Weiterdenken dieses bereits erprobten Instruments an. In den BIDs 2.0 ziehen Immobilieneigentümer, Gewerbetreibende, Kommunalverwaltung und die Zivilgesellschaft an einem Strang, um einen klar definierten Innenstadtbereich langfristig koordiniert durch einen Kümmerer zu stärken.

Wesentliches Element dieses neuen BID-Konzepts ist das „Mietenpooling“. Es gibt Geschäftskonzepte, die eine geringe Marge haben - gleiches gilt für Kultur oder Vereine - die aber trotzdem hohe Frequenzen in die Innenstädte bringen. Andere Geschäfte mit viel höheren Margen profitieren davon. Hier müssen sich zahlungskräftigere Mieter über das Pooling an den Kosten der weniger zahlungskräftigen beteiligen. So gelebt, können die kulturellen und sozialen Nutzungen Unterstützung von der Kommune als Drittem im Bunde finden, hier braucht es die Unterstützung durch die Städtebauförderung.

Jede Innenstadt braucht ihre individuelle Lösung und die Experten dafür sind die Stakeholder vor Ort. Für ein passgenaues Konzept z.B. aus cleveren Nachnutzungskonzepten, mehr Grünflächen und der Gestaltung von attraktiven Plätzen braucht es einen von allen Seiten anerkannten Ansprechpartner. Der erste Schritt gilt der gemeinsamen Identifikation und Akquisition starker und sinnstiftender Nutzungen. Mit dem Instrument des BID 2.0 besteht jetzt die Chance, Kultur, Vereine und die Verwaltung zu echten Partnern werden zu lassen.

Download des Positionspapiers: https://zia-deutschland.de/wp-content/uploads/2021/06/zia_positionspapier_innenstadtentwicklung_2021.pdf