Positive Resonanz für die Zukunft der Vernetzungsinitiative
Online-Netzwerktreffen der Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“
Überwältigend positives Feedback zu Arbeit der Vernetzungsinitiative gab es beim Online-Netzwerktreffen am 4. Dezember 2024. Das Online-Netzwerktreffen diente dazu, die letzten zwei Jahre der Netzwerkaktivitäten Revue passieren zu lassen, Zwischenergebnisse und Erkenntnisse zu diskutieren und einen Ausblick auf das kommende Jahr zu geben. Das Team von „Gemeinsam für das Quartier“ präsentierte zunächst die letzten Entwicklungen der drei Stadtlabore, die derzeit den Schwerpunkt der Netzwerkarbeit bilden. Christian Huttenloher, Generalsekretär des Deutschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau, und Raumordnung e.V. moderierte die Veranstaltung. Eine zentrale Erkenntnis der Veranstaltung war die einhellige Zustimmung der Teilnehmenden zur Fortführung der Vernetzungsinitiative im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Alle Anwesenden betonten den Wunsch nach einem kontinuierlichen und gutstrukturierten Austausch mit den beteiligten Akteur:innen. Der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau, und Raumordnung e.V. wurde als Veranstalter und Netzwerksbetreiber gelobt, da er die Fähigkeit habe, eine so vielseitige Gruppe an Stadtakteuren in einem Dialog auf Augenhöhe zusammenzubringen. Das Ziel der Vernetzungsinitiative ist es, neue Partnerschaften zu befördern, zu Gunsten einer aktivierenden, kooperativen und gemeinwesenorientierten Entwicklung von Quartieren, Stadtzentren, ländlichen Räumen und Kleinstädten. Dafür bringt sie etablierte Akteur:innen der Stadtentwicklung wie Kommunen, die Wirtschaft oder Immobilienunternehmen mit Playern aus der Zivilgesellschaft, Kreativwirtschaft, Kultur und Soziokultur sowie Intermediäre zusammen. Sie wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik gefördert. Die Moderation und Organisation der Vernetzungsinitiative übernehmender Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. sowie Prof. Reiner Schmidt von STADT ALS CAMPUS e.V.
Großimmobilien gemeinwesenorientiert transformieren und im Quartier verankern
Wie können Großimmobilien in der Innenstadt gemeinwohlorientiert und wirtschaftlich nachhaltig umgenutzt werden, und gleichzeitig die Attraktivität der Stadt steigern? Darum ging es bei dem Stadtlabor zum Thema „gemeinwesenorientierte Transformation von Großimmobilien“. Die vier seit 2023 im Stadtlabor behandelten Beispiele wurden vorgestellt und dabei Unterschiede sowie Erfolgsfaktoren hervorgehoben. Die Vernetzungsinitiative besuchte umgenutzte oder im Umnutzungsprozess befindliche Großimmobilien in Wolfsburg, Oldenburg, Berlin-Lichtenrade und Frankfurt am Main. Die Vielseitigkeit der untersuchten Projekte lässt keine Verallgemeinerung zu, wichtig ist aber immer eine verlässliche und zielorientierte Kooperation zwischen den Planungsakteuren, sowie die Schaffung von Verbindlichkeiten für mehr Planungssicherheit für alle Seiten. Zudem sollten Großimmobilien partizipativ transformiert werden, um nicht den Bezug zum Quartier zu verlieren. Dafür kann es hilfreich sein, ein städtisches Community-oder Quartiersmanagement einzurichten, welches als Bindeglied zwischen dem Quartier, der Verwaltung und der Immobilienwirtschaft fungieren kann. Daniel Förste vom Zentralen Immobilien Ausschuss ZIA und Partner bei der Stadtlabor-Sitzung in Frankfurt, hob lobend hervor, dass die Vernetzungsinitiative die verschiedenen Herangehensweisen von Kreativszene und Immobilienwirtschaft zusammenbringe und versuche, ein gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Lokale Akteure durch kulturelle Wohnquartierstrategien aktivieren
Seit Oktober 2022 begleitet die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ das Märkische Viertel in Berlin und die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU beim kulturellen Transformationsprozess in der Großwohnsiedlung. Im Märkischen Viertel wurde eine Kulturinitiative mit lokalen Akteur:innen ins Leben gerufen, die als Plattform für die Entwicklung, Beförderung, Vernetzung und Verbreitung künstlerischer und kultureller Initiativen und Aktionen wirken soll. Daneben fand in der Vernetzungsinitiative ein Austausch zwischen vier städtischen Wohnungsbaugesellschaften aus Berlin bzw. ihren Stiftungen statt. Das Team der Vernetzungsinitiative verglich ihre Strategien bei der kulturellen Wohnquartiersentwicklung. Daraus entstand das Positionspapier „Zehn Erfolgsfaktoren für die kulturelle Wohnquartiersentwicklung“. Drei Thesen daraus wurden mit den Teilnehmenden diskutiert. Eine Kooperation mit lokalen Akteuren ist essenziell, denn ihr kulturelles Engagement kann längerfristig Eigendynamiken und Lebensqualität im Quartier fördern. Antje Eickhoff von der städtischen Entwicklungsgesellschaft Aachen (SEGA) betonte, dass die Bewohner:innen von „innen heraus“ aktiviert werden müssen, um langfristige Erfolge im Quartier zu gewährleisten. Zudem wurde diskutiert, ob es der Aushandlung eines künstlerischen Rahmens mit der beteiligten Kreativszene bedarf, um ihre Aktivitäten besser in die jeweiligen Wohnquartierstrategien zu verankern. Eine weitere These war zudem, dass eine stadtweite Sichtbarkeit der Aktivitäten ein wichtiges Ziel der jeweiligen Wohnungsunternehmen sein sollte. Wie die positiven Auswirkungen am besten evaluiert werden können, muss allerdings noch vertieft werden.
Kreative Ko-Produktion für die Belebung der Innenstädte
In einem dritten Stadtlaborbeschäftigt sich die Netzwerkinitiative schwerpunktmäßig mit den Themen Innenstadtstrategien und Akteurskooperationen. Der Fokus der Aktivitäten in den letzten zwei Jahren lag auf der Begleitung der Stadt Offenbach bei der Umsetzung des Offenbacher Innenstadtkonzeptes „Offen denken“. Bei dem Stadtlabor in Offenbach ging es um die Frage, wie ein übergeordnetes kreatives Ökosystementstehen kann und neue Akteure in Transformationsprozesse eingebunden werden können. Eine der zentralen Erkenntnisse aus dem Stadtlabor ist, dass großerräumliche Schlüsselprojekte einen guten Rahmen bieten, um neue Akteursgruppen anzusprechen und neue Kooperationspartner zu finden. In einem für Ende Januar2025 geplanten internen Fachaustausch soll vertieft werden, wie neue Akteurskooperationen verstetigt werden können. Miriam Rausch von der „Urbanen Praxis“ plädierte beim Netzwerktreffen für eine „gemeinsame Ko-Produktion“ von kulturell-kreativen Projekten in (Innen-)städten. Aus eigener Erfahrung aus der Kreativszene sei es dabei besonders wichtig, mit der Nachbarschaft in Kontakt zu treten und nicht über ihren Kopf hinweg zu agieren.
Partnerschaften mit "Kreativen Stadtmacher:innen"
Prof. Reiner Schmidt gab abschließend einen Ausblick dazu, wie die junge Generation, der kreative berufliche Nachwuchs, Kultur- und Kreativschaffende sowie die Gruppe der sogenannten „Kreativen Stadtmacher:innen“ in eine aktivierende, gemeinwesenorientiert und ko-produktive Stadtentwicklung einbezogen werden können. Dieses Thema war eines der Leitmotive für die Gründung der Vernetzungsinitiative im Jahr 2020. Eine Zwischenbilanz fand im März 2023 in Bernburg statt. Prof. Reiner Schmidt und Helena-Maria Philipp vom Netzwerk „Stadt als Campus“ berichteten positiv über diesen Erfahrungsaustausch, der junge Initiativen und ihre Partner:innen aus dem ganzen Bundesgebiet zusammenführte. Philipp betonte im Netzwerkaustausch, dass solche Veranstaltungen gerade für kleinere Städte wichtige Anlässe bieten, neue Akteure zusammenzubringen und auf Landes- und Bundesebene strukturell weiterzudenken. Der handlungsorientierte Austausch soll deshalb 2025 im Rahmen von „Gemeinsam für das Quartier“ fortgesetzt und fokussiert werden.
Die von der Hochschule Anhaltgetragene Landesinitiative "STADT ALS CAMPUS Sachsen-Anhalt", ist aus der Bernburger Runde erwachsen. Sie wird vom Sachsen-Anhaltischen Wissenschaftsministerium bis 2027 gefördert und bietet ab 2025 eine zusätzliche Plattform für das Thema. In Sondierungs-, Workshop- und Netzwerkformaten sollen konkrete Projekte von Kommunen, Hochschulen, Studierenden, Absolvent:innen und Initiativen zur aktivierenden Stadtentwicklung auf den Weg gebracht, weiterentwickelt und verstetigt werden. Insgesamt hat es sich die Landesinitiative zur Aufgabe gemacht, die Initiativen und Leistungen junger Stadtmacher:innen in laufende Stadtentwicklungsprozesse zu integrieren. Der fachöffentliche Auftakt wird in Kooperation mit „Gemeinsam für das Quartier“ im April 2024 in Stendal stattfinden. Das Einstiegsthema: „Dritte Orte in Klein-und Mittelstädten“.
Fazit: Vernetzungsinitiativebraucht den konzeptionellen und finanziellen Rahmen
Im Ausblick hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Impulse für die Zukunft von „Gemeinsam für das Quartier“ zu geben. In der Diskussion wurde deutlich, dass sich die Anwesenden aus der städtischen Verwaltung, Wissenschaft, Immobilienwirtschaft und Kultur- und Kreativszene die Fortführung der Vernetzungsinitiative wünschen. „Es braucht diesen konzeptionellen und organisatorischen Hintergrund, um die Multiperspektivität und den Austausch im geschützten Rahmen sicherstellen zu können“, so Maria Lang von der Stadt Regensburg. Aus der Erfahrung mit den vergangenen Stadtlaboren zum Thema Transformation von Großimmobilien hob Louisa Schwope von der Hamburg Kreativ Gesellschaft den „tiefgehenden Austausch auf Augenhöhe“ mit verschiedenen Akteuren positiv hervor. Sie äußerte die Befürchtung, ein „rein loser“ Verbund – etwa, wenn die Förderung der Vernetzungsinitiative Ende 2025 ausläuft – sei diesbezüglich weniger effektiv. Stephan Willinger in seiner Rolle als „Zuwendungsgeber“ des Projektes vom Bundesinstitut für Bau-,Stadt- und Raumforschung (BBSR) sprach sich für einen verstärkten Wissenstransfer aus, insbesondere aus den Bereichen der kulturell-kreativen Stadtentwicklung in die Politik. Diesbezüglich plant die Vernetzungsinitiative im kommenden Jahr die Veröffentlichung von drei Abschlussbroschüren und weiteren Positionspapieren zu allen übergeordneten Themenbereichen der Stadtlabore. Zudem soll der gezielte Austausch mit verschiedenen Verbänden vertieft werden. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung (vhw) organisiert die Vernetzungsinitiative derzeit eine Abschlussveranstaltung zum Thema Wohnquartierstrategien im REFUGIO, Berlin, die am 27. Februar 2025stattfinden soll. Im Vorlauf gibt es am 24. Februar 2025 von 15:30 bis 17:00 Uhr die Möglichkeit für Interessierte, das Positionspapier in einem Online-Austausch zu diskutieren. Die Abschlussveranstaltung zu den Themenbereichen „Transformation von Großimmobilien“ und „Akteurskooperationenin der Innenstadt“ wird im Mai 2025 stattfinden.
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Moderation der Vernetzungsinitiative:
Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. sowie Prof. Reiner Schmidt, Netzwerk STADT ALS CAMPUS.
Christian Huttenloher, Generalsekretär, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung
Thematische Umsetzung und Gesamt-Projektleitung:
Heike Mages, Projektleiterin /Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.
Thematische Begleitung der Stadtlabore:
Gemeinwesenorientierte Transformation von Großimmobilien
Caro Antonia Wulf, Projektkoordinatorin, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung
Kulturelle Wohnquartiersentwicklung
Lilian Krischer, Projektkoordinatorin, Deutscher Verband für Wohnungswesen
Innenstadtstrategien und Akteurskooperationen
Marie Preuß, Projektkoordinatorin, Deutscher Ver-band für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung